Uff - was für ein Tag! Wie erwartet fuhr ich von Zernez eine 7 km lange Rollerstrecke bis nach Susch / Süs, dann begann
der Anstieg zum Flüelapass, dem mit 2383 m höchsten Pass beider Schweiztouren. Zum Glück war ich immerhin bereits auf
1400 m, so dass ich "nur" 900 m klettern musste. Innerhalb von 13 km. Aber so richtig einfach war auch das nicht. Bis
ich oben war, war es dann auch immerhin Mittag, und die Sonne machte sich sehr bemerkbar. Unangenehm, wenn unter der
Fahrradbrille der Schweiß in die Augen läuft. Ein paar junge Rennradler überholten mich, hatten aber wohl keine Puste
mehr zum Grüßen. Ab der Baumgrenze verschwanden die Fliegen, und die Aussicht wurde mal wieder klasse. Schöne Gegend,
oben am Pass ein See und ein Restaurant. Auf der Terrasse saßen interessierte Leute, die bereitwillig beim Erinnerungsfoto
halfen. Am Kiosk gab's für mich überteuerte Rivella und ein Kuchenstückchen. Und dann: 12 km Abfahrt mit 820 Höhenmetern
nach Davos. Höchstgeschwindigkeit 75 km/h. Tote Fliegen auf der Scheibe kannte ich bisher nur vom Auto -
nicht von der Fahrradbrille.
Davos, das nächste weltbekannte Edel-Skiresort, ist von der Anlage her bei weitem nicht mit dem imposanten St. Moritz
zu vergleichen, sondern total verbaut. Aber Nobelhotels (Steigenberger Belvedere), Tagungszentrum und Rolexläden
gibt es natürlich schon.
Aufgrund der nicht ganz übersichtlichen Streckenführung in Davos befuhr ich die Hauptdurchgangs-Einbahnstraße ein Stück
in der verkehrten Richtung - ganz verhalten und zurückhaltend am Straßenrand - eine Ordnungswidrigkeit, die ich gerne zugebe.
Grund genug allerdings für einen kleinen Idioten mit einem großen Müllcontainer-LKW, als Drohgebärde einen Bogen auf mich zu
zu fahren und Dinge aus dem Fenster zu brüllen. Da ich das Gefühl hatte, er wolle mir etwas mitteilen, kehrte ich um und
folge ihm zu einem kleinen Gespräch in ein Wohngebiet zum Zielort seiner Anlieferung. Den Unterschied zwischen einem
Fahrrad (!) in der falschen Richtung und einem gezielt zur Einschüchterung eingesetzten LKW wollte er jedoch nicht einsehen
und drohte mir mit einem "Verzäig" - ich nehme an, einer Anzeige. Schade - rückblickend hätte mich die Meinung der
Kantonspolizei doch interessiert.
Ich verließ die Stadt in Richtung Klosters, 7 km entfernt und 400 m tiefer, wobei ich den Geschwindigkeitsrekord noch einmal
toppte. 77,1 - was das in den Ohren knatterte!! Die restliche Strecke ging bergab durchs Prättigau, zunächst auf der heute
aber wieder weniger befahrenen Hauptstraße, dann immer mehr auf gut ausgeschilderten Nebenstrecken. Gefälle zwar, aber ein
fieser Gegenwind nahm zu, der es auch nicht schaffte, die Nachmittagshitze abzukühlen. Er fühlte sich mehr an wie ein Fön
ins Gesicht. Schließlich hatte ich seit der Passhöhe am Ende der Tagesetappe auch 1800 Höhenmeter hinter mir gelassen und war
nur noch auf 550. Kurz vor Landquart am Rhein erreichte ich einen Campingplatz, von der Hitze total geschafft. Irgendwann
nach dem Zeltaufbau (zwei Tandemfahrer auf einer Wiese waren offensichtlich froh, dass ich mich nicht bei ihnen niedergelassen
habe. Naja - wäre ich auch), Duschen, Internet-Besuch war es endlich (19:15) "kühl" genug, um im Schatten des Zeltes zu kochen.
Reis mit Zwiebel-Sahne-Thun. Die Sahne musste ab dem Einkauf in Davos einiges erleiden - selbst das Shampoo war warm auf
der Kopfhaut angekommen. Aber Wasserwickelkühlung hatten Sahne und Weinchen gerettet. Zum Tagebuchschreiben saß ich im
überdachten Außenbereich des Aufenthaltraums. Nett hier. Mit Spielplatz. Kinder schaukelten. Zwei Jungs spielten Tischtennis.
Der größere zählte. Ständig falsch :-) |