Lecker Frühstück auf JH-Niveau mit frischem Brot und Marmelade in Plastiktöpfchen. Wetter und Gegend sahen so RICHTIG
einladend zum Fahrradfahren aus... Ich verließ den Ort wieder mit der Bergbahn. Es gibt zwar auch einen Wanderweg zum
Klausenpass, aber nicht für bepackte Fahrräder. In der Bahn stand ich mit ein paar älteren Schweizern zusammen, die mit
mir über das Wetter plauderten. 1 1/2 Meter Neuschnee auf dem Lukmanierpass, hatten sie gehört. Na super...!
In Regenkleidung, die ich zwischendurch nur ganz kurz mal ablegte, machte ich mich dann also an den Aufstieg zum Klausenpass.
Es gibt dort hauptsächlich zwei sehr steile Abschnitte und ein flaches Zwischenstück. Nebel- und Regenpausen ließen schöne
Landschaft erkennen, aber hier ist nicht viel los. Anscheinend merkt man hier schon deutlich den Rückgang des Stroms an
Durchgangstouristen, von denen viele die Alpen in Tunneln durchqueren. Der aktuelle Bau des Gotthard-Basistunnels wird
die Situation auch nicht gerade verbessern.
Das Timing beim Aufstieg zum Pass war perfekt. Auf den letzten paar hundert Metern (oder auch letzten Kilometern - keine
Ahnung, war in einer Art Trance gefahren) war ich angeschneit worden. Die Schneegrenze hatte ich schon eine Weile im Blick
gehabt und nun auch tatsächlich "er-fahren".
Für die Abfahrt war dann doch warme Kleidung angesagt - mit Handschuhen und Unterhelmmütze. Die Abfahrt war 20 km lang und
führte zunächst auf feuchter Straße an beeindruckenden Abhängen vorbei, aber später konnte man auch kilometerweise einfach
"laufen lassen". Es ging so hinab bis Altdorf (458 m) am Urner See im Kanton Uri, angeblich Schauplatz des Tell'schen
Apfelschusses. Schnell ein Foto vom Denkmal - und weiter geht's. Eine weitere Geschichte, die hier ihre Fortsetzung fand,
ist die mit meinen Schuhen und dem Regen. In einem Fahrradladen kaufte ich mir total lächerliche, schlabberige
billig-Überschuhe, aber das war bisher die einzige Variante, die einigermaßen dicht war. Gelegenheit zum Testen gab es
bis zum Abend tatsächlich auch noch.
Apropos Abend: Von Altdorf aus habe ich mich auf den Weg nach Andermatt gemacht - keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe...
1000 Höhenmeter! Tolle Gegend - auch der Schweizer "Gigathlon" führte übrigens diese Tage hier entlang - aber zwischendurch
(nee - eigentlich dann auch bis zum Ende) war ich TOTAL kaputt. Auf großen Abschnitten ging die Strecke dann auch noch
parallel zur Gotthard-Autobahn, also relativ laut. Und am Ende, von Göschenen bis Andermatt, überholte mich auch noch 2x die
rote Matterhorn-Gotthard-BERGBahn, die ich schon vom letzten Jahr aus Zermatt kenne und die sich hier z.T. in einer "Galerie",
einem offenen Tunnel, den Berg hinaufschraubt.
Nach einer verschwitzt frierenden Tour durch Andermatt fand ich den Zeltplatz, den es auf meinen Karten gar nicht gab - aber
laut Ortsinfotafel wusste ich schon, dass er irgendwo sein muss. Erster Zeltaufbau! Es hat wieder alles gut geklappt, und die
unlimitierte heiße Dusche anschließend tat gut! Die Zeltplatzrezeption ist hier im selben Gebäude wie die Talstation der
Bergbahn, deren Seile über meinem Zelt im Nebel verschwinden. Die Rezeption ist auch Bistro, und meinen Toast Hawaii hat
die Zeltplatzmutter wohl voller Mitleid um eine dritte Scheibe aufgestockt. Ich trinke Kaffee statt Grog, aber trotzdem
fällt mir zum heutigen Tag die "Regenballade" von Ina Seidel ein...
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