Als ich um 6:45 Uhr aufwachte, waren von Thorsten nur die Frühstücksspuren zu sehen, und der Rest der Familie wurde langsam
munter. Auch bei mir kam keine Eile auf, denn das Wetter war immer noch mies. Aber hier noch einen Tag abzuwarten hätte mir
auch nicht weitergeholfen, denn die Wettervorhersage in der Zeitung sah für die nächsten Tage keine Verbesserung vor. Also -
Frühstück, packen und los - um 9:30 mit frisch aufgemotzten Regenüberschuhen. Und dann gab es auch: Regen, Regen, Regen.
In allen Variationen - von Niesel (ganz kurz ging es sogar ohne Anorak) über Dauerregen (meist) bis Waschmaschine. Und
verfahren habe ich mich auch noch. U.a. weil an einer Gabelung ausgeschilderter Routen nach meiner Karte gar keine Gabelung
zwischen "Route 9" und der Ausschilderung nach Ortsnamen sein sollte. So hatte ich wahrscheinlich schon einen Umweg gemacht und
bin dann noch ein Stück zurück und nach Fragen dann doch wieder hin gefahren - weitere 10 km zusätzlich für nix.
Orientierungsgenie on tour - und das bei Waschküchenwetter! Demnächst nur noch mit Kompass!
Aber immerhin war die Strecke bis Glarus gut ausgeschildert, flach, und ich hatte Rückenwind. Nach knapp 60 km Dusche war dann
erst einmal ein Stopp bei McDo angesagt. Ach ja - der Kartentaschenregenschutz an der Lenkertasche von VauDe ist ebenfalls Mist.
Meine Tintenstrahldrucker-Kartenauszüge sind total verlaufen. Mein Handy ging ebenfalls nicht mehr.
Wildlife-viewing: einen Bisam, den ich verschreckt habe, und zwei Reiher. Oder 2x den selben - auf dem Abschnitt, den ich
so toll fand, dass ich ihn 3x geradelt bin. Im Regen allerdings ohne Tierfotos. Die gab's nur von Kühen.
Bei McDo fiel dann auch die Entscheidung über den weiteren Streckenverlauf: CH-Route 4, Klausenpass. Erst einmal folgte ich
allerdings weiter der Hauptstraße. Da auf der Radroute "Naturstraße" ausgewiesen war, hatte ich nach früheren Erfahrungen
keine Lust sie wiederzusuchen - grad bei dem Schlammwetter. Ja - ich hatte sie mal wieder verloren... :-) Aber ich fand
sie zufällig wieder und folgte ihr, denn Straße fahren war auch nicht toll. Wegen einiger Dreckabschnitte sahen die Taschen
zwar aus wie Sau, aber die waren immerhin noch wasserdicht. Die Ausrüstungs-Regenbilanz geht aber noch weiter: Der Packsack
(hinten quer) ist undicht, die Schuhe sind trotz Plastiktüten-Konstruktion nass, und das Tagebuch ist auch feucht.
Das Fahren war aber auch bei dem Regen angenehm. Ruhige Strecke, recht flach bzw. sanfte Steigung ins Tal der Linth hinauf - und
Rückenwind! Ich fuhr bis Linthal (662 m), kurz vor dem Anfang der Steigung zum Klausenpass (1950 m). Zum Übernachten fuhr ich
dort mit der Bergbahn nach Braunwald, wo in den Karten eine JH eingezeichnet ist. Laut Bahn-Mensch am Schalter ist die aber
geschlossen - na toll! Aber es gibt ein Packpacker-Ho(s)tel namens Adrenalin mit moderaten Preisen. 43 SFR für ein Einzelzimmer
ohne Bettzeug, aber mit Frühstück - das ist immer noch besser, als in der Dämmerung bei Regen 1300 Höhenmeter hochzueiern (DAS
kommt morgen...).
Hier war kaum jemand, die Zimmer von einer gemütlich-altmodischen Scheußlichkeit, draußen Nebel (wer hätte das gedacht -
wenn man bei Waschküchenwetter auf'n Berg fährt...), aber immerhin zwei Lebensmittelläden. Ich habe mir eine Rolle Müllsäcke
gekauft - für weiteres Ausrüstungs-regendicht-Gebastel - und einen Fertigsalat mit Schnittlauch-Hüttenkäse (die Dressing-
Flaschen waren mir zu groß).
Eine abendliche Regenpause nutzte ich für einen Dorfspaziergang, bei dem ich beeindruckende Wolkenspiele beobachten durfte,
doch der nächste Regenguss beendete dann den Ausflug und die Aktion Schuhetrockentragen. |