Tja - ich bekam im Halbschlaf sogar mit, wie die Abteiltür geöffnet wurde und dachte
an den Schaf(f)ner, der seine Schäfchen zählt. Aber schon bald darauf bemerkte das eine
schweizer Mädel das Fehlen ihrer Bauchtasche, die neben ihrem Kopf gelegen hatte. Sie fanden
sie wieder im leeren Nachbarabteil, und zum Glück fehlte "nur" das Geld (40 €). Schweinerei
und Schwein gehabt. Und gut, dass meine Wertsachentasche, die Lenkertasche, die auch neben
meinem Kopf gelegen hatte, so klobig ist...!
Ich frühstückte noch im Speisewagen, und obwohl eine Durchsage sich noch für die Verspätung
entschuldigt hatte, kam der Zug überpünktlich in Zürich an. Eine andere Reisende wunderte sich
mit mir zusammen über den hier wenig großstädtisch aussehenden Bahnhof, aber wir waren ja auch
am letzten Gleis eines Kopfbahnhofs, der an der Seite "offen" ist, also direkt vom Bahnsteig
auf die Straße. Im Bahnhof fand dieses Mal das offizielle Startfoto statt, nicht mit Selbstauslöser,
sondern mit Hilfe einer Spiegelwand.
Ich sammelte einige Eindrücke von Zürich, das genau wie ich noch etwas sonntäglich verschlafen war.
Hier war gerade Stadtfest, und die Stadtreinigung war gerade dabei, erstaunliche Müllmengen vom
Vorabend zusammenzukehren. Ich musste auf Glas aufpassen.
Knapp 20 km fuhr ich bis Männedorf am Zürisee entlang, anfangs mit Alpenblick. Sehr idyllisch, bis von der
anderen Seeseite her Regen aufzog. Das ist auch noch sehr malerisch - solange man noch nicht drin steht.
Als der Regen anfing, schob ich mein Rad unter einen großen Baum. Und prompt fing es an zu gewittern.
Suuuper...! Nächster Warteort: eine kleine Schaufenstermarkise.
Es regnete sich ein, und da ich verabredet war, musste ich weiter - bis Rapperswil waren es aber auch nur noch 12-13 km,
schätzte ich. Die reichten aber, um nasse Schuhe zu bekommen - meine Regenüberzüge sind Mist! (Die Neopren-Teile des
Gangschaltungs-Marktführers) Spät am Abend bastelte ich mir zusätzliche Dichtschichten aus Plastiktüten, aber auch das sollte
noch nicht das Ende dieser Geschichte sein.
In Rapperswil traf ich meinen Studienfreund Thorsten, und er zeigte mir kurz 1-2 (also die meisten) verwinkelte Gässchen und die Treppe zum Burghof mit schöner Aussicht auf Zürich- und Obersee. Dann ging es mit Rad im VW-Bus nach Hause in Dürnten, wo es für den seltsamen Gast, die sechsköpfige Familie und drei Nachbarskinder ein Waffelgelage gab. Guter Tour-Einstieg! Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen, und die Kinder bestanden auf einem kleinen Fahrradausflug mit mir. Die waren auf ihren Kinderrädern ganz schön flott, klein Emil noch auf dem Kindersitz. Gegenseitiges Vokabeltraining: "Maaaat" heißt bei ihm "Fahrrad". Abends zeigte Thorsten mir noch einen Film von einer irren Schweizer Sportart, bei der er mal in einem fünfer-Team
mitgemacht hat: dem "Gigathlon" rund um die Schweiz. 7 Tage, 5 Sportarten
(Schwimmen, Rennrad, Laufen, Mountainbike, Inliner), irre viele Höhenmeter. Thorstens
Auftritt im Schweizer TV: Ein ganz schön cooler Stunt mit Inlinern und einem Busch.
Trotzdem eine gute Einstimmung auf meine nun beginnende kleine Rundfahrt.
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