Und noch ein anstrengender Tag! Kurz nach der Abfahrt gab es wieder Frühsport - aber zum Glück
musste ich tatsächlich nicht die Abfahrten von gestern Abend wieder hoch. Da ich wieder auf
offiziell ausgeschilderter Route war, gab es auch wieder Steigungsschilder: Radroute steigt 360 m
auf 5 km. Da hatte ich ja schon Schlimmeres kennengelernt, und obwohl ich oben geschwitzt ankam,
ging das doch immerhin "in einem Rutsch" auf den Col de la Croix.
An einer Bank mit Baum und Jesus am Kreuz gab es einen Imbiss für mich, Kühe, die mich anmuhten,
bis sie dem Bauern folgten, der mir zuvor mitgeteilt hatte, dass schönes Wetter sei, und einen
Schluck Öl auf die Kette. Ein Riesenunterschied!
Ein Schild am Straßenrand wies darauf hin, dass es verboten sei, in Militäruniform auf dieser
Straße zu fahren. Nochmal Glück gehabt...! Erst später bemerkte ich, dass die Straße stückweise
auf französischem Grund verlief.
Man sollte sich nicht zu früh darauf einstellen, dass die Etappe bald zuende sei. In Kleinlützeln
(aha, wir sind wieder deutschsprachig...) gab es nämlich eine scharfe Abzweigung und wieder ein
Schild: 385 Höhenmeter auf 6,5 km. Nicht wirklich ein Hindernis, aber irgendwie nervte der
Jura doch so langsam. Mal wieder Schotterweg und eine leicht genervte Brotzeit auf einer Bank. Mit
leckerem Schweizer Käse, der auf diese Weise morgen den anderen Bahnreisenden erspart bleibt.
Allmählich ging die Tour nun wirklich zuende, und ich konnte es kaum glauben, dass schon in 12 km
die Vororte von Basel anfangen sollten, denn hier war noch alles ländlich und grün.
Eigentlich wollte ich nach Reinach, 10 km vor Basel,
um am nächsten Morgen von dort in die Stadt und zum Bahnhof zu radeln. Aber schon ein Stück vor
Reinach ging das Radeln plötzlich so gut, dass es schade gewesen wäre aufzuhören. Irgendwann musste
das Gefälle ja kommen, den Basel liegt ja auf nur 278 m Höhe am Rhein. Auf der Karte entdeckte
ich einen Zeltplatz etwas nördlich vom Stadtkern, relativ nah am Badischen Bahnhof von Basel. Also
bin ich bis zum Bahnhof gefahren. Auf dem Stadtplan am Bahnhof fand ich den Zeltplatz aber nicht, und
auf meiner Generalkarte war er nur sehr ungenau eingezeichnet. Taxifahrer beschrieben mir den Weg,
er sollte auf der Deutschen Seite der Grenze sein. Ich fand ihn auch, wurde von einem kleinen
Kläffer begrüßt, und ein nettes südländisches Mädel bestätigte den Verdacht, den auch eine Passantin
vorher wenig freundlich formuliert geäußert hatte ("Zigeunerlager!"), dass dies kein öffentlicher
Zeltplatz war, sondern eine privat angemietete Fläche. Also wieder zurück zum Bahnhof, wo mir
der selbe Taxifahrer nun den Weg zur Jugendherberge beschrieb. Die war gut zu finden, und für
satte 31 SFR bekam ich einen Platz in einem 8-Bett-Zimmer. Es gibt auch Einzelzimmer für 80 SFR!
Nach Duschen und Zelttrocknung schlug ich mir beim Abendessenmenü für 14 SFR extra den Bauch
voll.
Ich bin abends in die Innenstadt spaziert und saß eine ganze Weile auf der Mauer an der "Mittleren
Rheinbrücke", dem gewählten symbolischen Touranfang und -ende, und bestaunte ein paar vorbeikommende
Rheinschwimmer. Ich war froh, den Abend in der schönen Altstadt Basels zu verbringen und nicht in
einem Vorort oder einem Zipfel Baden-Württembergs. |