Ein herrlicher Sonnentag! Aber erst einmal: lecker Frühstück mit viel Müsli. Ich habe 1/4 Liter Benzin
für meinen Kocher aus dem Rasenmäherkanister geschnorrt, über Nacht war ein Satz Fotoakkus fertig
geladen, so ging es um 9 Uhr gut gerüstet los. Und auf der folgenden Hochebene (verglichen mit dem
Anstieg vom See her empfand ich es zumindest so) war ich hier schon, so dass das Radeln relativ
entspannt anfing. Christoph radelte zur Arbeit - mit dem leeren Kanister auf dem Gepäckträger. Er
brachte mich noch zur richtigen Straßenkreuzung, dann fuhr ich alleine weiter.
Es war eine schöne Waldstrecke, tendenziell fallend. Später ging es ohne Wald weiter, dafür bis auf
wenige Hügelchen sogar stark fallend durch Weidegegend mit viel guter Aussicht. U.a.
verabschiedete ich mich hier sozusagen im Rückspiegel bereits von den Alpen.
Mit 1x Fragen und vielen Kartenstopps kam ich nach Yvonnaud am Lac de Neuchátel, wo ich mal wieder
bei coop (spricht man hier mit einem langen "o") einkaufen ging. Brot, Weintrauben, Milch. Und
Plastikteller als leichte Schneidbrettchen. Eigentlich wollte ich mir einen Picknickplatz am See
suchen, aber die Route "5" (Mittelland-Route), auf die ich hier stieß, ging erst noch ein paar km
entweder tunnelartig durch dichten Wald, oder sie war durch Wohngebiete exklusiver Lage vom See
getrennt. Den See und einen schönen Platz zum Essen und Schreiben fand ich dann in der nächsten
Stadt, Estavayer-le-Lac, mit Blick auf eine Wasserski-Anlage und Bananenboote! Sommer pur!
Ich folgte weiter der Route 5 und diese in einigem Abstand dem Seeufer. Es ging durch landwirtschaftliche
Gegend mit sehr schmalen Mais- oder Sonnenblumenfeldern, andere Sorten waren auch schon abgeerntet.
Aber auch viel Obstanbau gab es hier, an einem Selbstbedienungsstand an einem Bauernhof kaufte ich ein
Kilo Pflaumen (den Traktor dann doch nicht). Der Bauer tauchte mit seinem Roller auf und hielt mit
mir einen französischen Smalltalk. Oder wie auch immer das hier heißt... Die Sprachgrenze ist hier
übrigens ähnlich unübersichtlich
wie die Kantonsgrenzen mit Fribourg-Enklaven innerhalb von Vaud - und auf einmal heißt es dann auch
wieder Freiburg. Von Dorf zu Dorf wechseln Zugehörigkeit und Sprache - und das teilweise unabhängig
voneinander.
Mein nächstes Ziel war dann Erlach am Bieler See. Die Route dorthin war etwas verwirrend
ausgeschildert und entsprach nicht der Karte, so dass ich zwar schöne Gegend, aber auch 13 km mehr
als erwartet zu sehen bekam. Zum Glück hielt ich nicht beim ersten (kleinen) Zeltplatz in Erlach an,
sondern fand nach kurzem Suchen einen großen direkt am See - ein regelrechtes Naherholungsgebiet
mit fest installiertem Beachvolleyballfeld und Tretboot-Verleih. Beides war für mich nicht so wichtig,
aber der Seeblick war sehr schön, und auf einem großen Stein in Sitzhöhe am Ufer ließ ich mich mit
meiner Campingküche nieder und versorgte den Platz mit dem Duft von angebratenen Zwiebeln etc.
Als es dann um halb 10 ganz dunkel geworden war, wählte ich zum Schreiben die noch gut besuchte
Terrasse des Cafés/Ladens, die allerdings auch gut von Viehzeug besucht wurde. Von Zeit zu Zeit, wenn
sich lange genug niemand auffällig bewegt hatte, ging das Licht aus. Die Sprache hier ist Deutsch,
wie auch der Ortsname ahnen lässt. Morgen - Richtung Jura-Route - wird das wohl noch einmal anders.
Ich hatte jetzt noch zwei Radeltage, um bis Basel zu kommen - das sollte locker reichen. Dachte ich. |