10. Tag
        Di., 22.8.2006        81,6 km         Vernayaz - Lausanne/Epalinges

Ich hab' wieder gemütlich gefrühstückt - auf dem Sockel einer Kinderwippe auf dem Campingplatz, die ich als Tisch und Sitzbank benutzt habe. Ich bin zeitig aufgebrochen - um 9:20 Uhr war ich wieder unterwegs. In St.Maurice, nach 10 km, war schon Einkaufsstopp - Bananen und total leckere Weintrauben als Snack, Tomaten und eine Zwiebel für ein lecker Sößchen. Und zwei Mohnschnecken, die natürlich völlig unmöglich beide in die Packtaschen passten :-)

Die Velo-Route folgte natürlich wieder der Rhone, was hier auch nicht besonders schwierig war, denn das Tal war zunächst sehr eng - bevor es sich dann plötzlich zu einer Ebene weitete, in der man schon den Genfer See (Lac Léman) vermuten konnte. Hier, bei interessanten Umwegen, die die Route über kleine Feldwege macht, sah ich in Form eines überschwemmten Weges Anzeichen dafür, dass ich nur knapp einem heftigen Regenguss entgangen war. Ich kam nach Montreux und war schon in einem Vorort von der edlen Bebauung am Hang beeindruckt. Die Haupt-Durchgangsstraße durchs Zentrum fand ich allerdings recht hässlich. Also wechselte ich zur Uferpromenade, und ich muss sagen, dort flanierte man doch schon recht gediegen - also nicht ich, sondern die Fußgänger - zwischen Palmen und fotografierte sich gegenseitig oder sah einfach nur gut oder teuer aus.

Die Veloroute und ich folgten - mal zusammen, mal unabhängig voneinander - streckenweise der Promenade, wo z.B. Kinder in einem öffentlichen Pool planschten oder Leute und Hunde (manchmal auch Leute mit Hund auf dem Arm oder im Tragetäschchen) flanierten. Manchmal fuhr ich aber auch auf der Hauptstraße und machte so tüchtig km. Über Vevey fuhr ich weiter - auch ein Stück durch einen Weinberg, in dem an einem Punkt mit schöner Aussicht eine Joggerin Springseilübungen machte (hierzu leider kein Foto), bis nach Lausanne. Ein Stück lang legte ich eine Sportetappe ein und irritierte vielleicht einen Rennradfahrer. Überhaupt war ich erstaunt, dass hier in der Gegend so viele Radsportler unterwegs waren. In Lausanne war dann ein Stück Straße gesperrt - nicht schlimm, der Fußweg daneben = Uferpromenade war frei. Das sah aus wie für eine Sportveranstaltung. Dann sah ich eine Ziel-Markierung - im Wasser!! Ein hölzerner Übergang zur Straße war gerade im Bau. Dann endlich das erklärende Plakat: Triathlon-WM demnächst (ab 25.8.) in Lausanne. Das erklärte nicht nur die vielen übenden Rennradler, sondern auch die Schwimmer, die hier im See übten.

Dann kam die Fahrt zu Christoph. Mein ehemaliger Mit-Doktorand und seine Familie leben in einem Vorort von Lausanne (Epalinges). Christoph hatte am Telefon gesagt, der Weg dorthin sei nicht so schön zum Radeln, und er wollte mich irgendwo in der Stadt abholen, wenn ich anrufe. Ich war aber schon recht früh da, vermutete ihn zurecht noch bei der Arbeit und machte mich so dann doch selber auf den Weg. In der Stadt ging es schon direkt eine heftige Steigung hoch. Ich fragte einen Rennradler nach dem Weg, verstand von der Antwort nur "à gauche" und "à droite" und fand zum Glück etwas später einen aufgestellten Stadtplan. Aus der Stadt heraus ging die Steigung weiter, so dass ich froh war, endlich ans Ortsschild von Epalinges zu kommen. Doch in dem Ort, eigentlich einem Zusammenschluss von mehreren Weilern, wie ich später lernte, ging die Steigung erst richtig los! Das hat mich doch verblüfft. Später erfuhr ich, dass ich vom See aus immerhin 420 Höhenmeter hochgefahren war. Was für ein Abschluss des Radeltages! Aber um so besser für morgen, dann wird der Etappenbeginn eben etwas einfacher.

Bevor Christoph von der Arbeit kam, erklärten seine zwei Söhne mir schon auf Französisch den gesamten Garageninhalt, während ich mein Fahrrad ablud - und nicht viel verstand :-) Zur großen Attraktion der Jungs kam an dem Abend noch ein weiterer Übernachtungsgast mit einem Motorrad an. Am Abend wurde gegrillt, und es gab leckere Ofenkartoffeln aus der Landwirtschaft von Audes Schwester sowie Mozarellatomaten mit Basilikum aus eigenem Garten. Später folgte die Verkostung mehrerer Calvados-Sorten aus dunklen Familienquellen :-) Nachtruhe war so auch erst relativ spät, gegen 1 Uhr. Nachdem Christoph ein großes Sortiment Spielsachen zur Seite geräumt hatte, bekam ich einen gemütlichen Schlafplatz auf dem schön ausgebauten Dachboden. Das Zelt hatte heute Pause.