Besondere Vorkommnisse gab es heute wenig, sondern 5:51 Stunden reine Fahrzeit. Aufbruch war schon
früh, denn ich wollte weit kommen, um morgen zeitig in Lausanne zu sein, wo ich mit Christoph und
seiner Familie verabredet war. Die ersten 30 km waren wie erwartet fast eine durchgehende
Abfahrt - immerhin 750 Höhenmeter. Höchstgeschwindigkeit 64,6 km/h.
Ab Visp versuchte ich dann weiter der Rhone-Route zu folgen, was mir mehr oder weniger gut gelang.
In der Autowerkstatt an einer Tankstelle in Visp bekam ich neuen Reifendruck. Die Strecke folgte dem
Rhone-Tal, und zwar flussabwärts. Deshalb ging es die ganze Zeit mal tendenziell, mal deutlich
bergab. Frustrierenderweise blies die ganze Zeit ein zermürbender, scharfer Gegenwind das Tal hoch.
Ab Sierre hatte ich die Radroute total verloren, bekam aber so Sierre und Sion zu sehen.
Ich habe inzwischen die "Grenze" zur französisch-sprachigen Schweiz überschritten, und hier sah es
in der Tat deutlich französischer aus. An den Häusern war deutlich weniger frische Farbe, und zur
Mittagszeit waren kaum Leute auf den Straßen oder in Läden (ohnehin geschlossen) zu sehen. Dafür
um so mehr in Straßencafés.
Als mir das Hauptstraße-Fahren nach 30 km dann reichte (aber auf gut gemaltem Fahrrad-Streifen),
machte ich mich auf die Suche, um die Route "1" wiederzufinden. Sollte nicht schwierig sein, da sie
dem Fluss folgt. Ich hatte nur aus dem Auge verloren, wie weit ich mich inzwischen vom Fluss entfernt
hatte. Das Rhone-Tal ist inzwischen recht breit geworden und sowohl im Flachen als auch (insbesondere)
an den Hängen auf der Nordseite des Tals voller Weinberge.
Der wiedergefundene Weg am Fluss entlang war wieder deutlich schöner - selbst ohne
durchgehenden Asphalt. Kurz vor Martigny feierte ich mit einer kurzen Pause meine erste 100er-Etappe.
Bei Martigny fließt die Rhone um eine 90°-Kurve, weil sie auf einen Gebirgszug trifft. Der Wind
wurde hier in Böen stellenweise noch heftiger, so dass ich sogar mal laut fluchte. Zur Entschädigung
pflückte ich mir an einer Obstplantage 3 Äpfel und vertilgte einen gleich im Fahren. Der Obstbauer
wird's verkraften :-)
Ich fand eine Abzweigung nach Vernayaz, wo ich mir auf der Karte einen Zeltplatz ausgeguckt hatte.
Auf der Suche kam ich an einem Trupp Soldaten vorbei, die so aussahen und in einer Schlange standen,
als ob sie sich gerade zum Grundwehrdienst meldeten. Die fragte ich besser nicht. In deren Camp
wollte ich nicht. Ich fragte stattdessen - gleich viel besser - zwei verpeilte Teenies, die
anscheinend nicht einmal auf französisch wussten, wo rechts und links ist. Aber die Richtung "der
Hauptstraße entlang" war herauszuhören. Viel einfacher als nach ihrem Kauderwelsch fand ich dann auch
wenige 100 m weiter direkt an der Straße den Zeltplatz "Pissevache" am gleichnamigen
Wasserfall. Ein kleiner Platz mit Straßengeräusch, aber dank der unbegrenzten Dusche OK für
eine Übernachtung. Ich verstehe nur nicht, warum sich ausgerechnet hier auch Dauercamper
niedergelassen haben. Positiv denken: Hier war es immerhin nicht mehr so windig. |