Spät abends, es kann sein, dass ich schon eingeschlafen war, kamen die französischen Jungs zurück
und brauchten lange, bis sie die Nachtruhe einhielten. Das war etwas ärgerlich. Es regnete am Morgen.
Ich kochte mein Kaffeewasser draußen, verkroch mich dann aber zum Frühstücken und Umziehen im Zelt.
Ein überdachter Picknicktisch wäre hier eine echte Bereicherung. Dann folgte die Chaos-Suche nach dem
Tacho - der war beim Einpacken in den Schlafsack geraten.... :-)
Zum Aufbruch riss die Bewölkung dann auf, und die ersten knapp 20 km am diesigen Brienzer See entlang
bis Interlaken waren einfach und schnell erledigt. In einem großen coop-Markt kaufte ich Bananen
(3 frische, 2 Beutel -chips), 2 leckere "Pausenbrötchen" mit Früchten, 1 Flasche Rivella (leckere
Schweizer "Limo" auf Milchsäurebasis - klingt komisch, ist aber so...), 1 Tafel Schokolade und 4
gekochte Eier. Dann folgte ich mutig dem ausgeschilderten Radweg nach Grindelwald
(von 564 auf ca. 1200 m), einem Hauptziel
dieser Tour. Ein Mountainbiker auf dem Weg zur Arbeit in einem Café am Weg holte mich ein und
plauderte ein wenig mit mir. Hätte er nicht arbeiten müssen, wäre er gerne weiter
mitgefahren.
Der Rad- und Wanderweg abseits der Straße ersparte mir zwar ein wenig Verkehr, war aber
stellenweise auch wieder von dieser Wanderweg-Qualität mit Steinen und/oder starken Steigungen.
Das schenkte ich mir ab Burglauenen, da auf der Straße kaum noch etwas los war, und kam so wesentlich
einfacher - immer noch mit Steigung - nach Grindelwald (!) und fuhr noch ganz hindurch bis zum
Hotel Wetterhorn am Ende der öffentlichen Straße am Parkplatz "Oberer Gletscher". Dort quartierte
ich mich im "Massenlager" ein und hatte dort ein 10-Bett-Zimmer für mich alleine. Das Massenlager dort
ist mit 45 SFR noch teuer genug. Aber immerhin mit Frühstück, und das allein kostet hier schon
18 SFR laut Karte. Und schließlich wollte ich ja genau hier hin, weil ich das Hotel schon kannte.
Es ist übrigens für die gute Küche bekannt... :-)
Ich war relativ früh hier - kurz vor 15 Uhr, aber nach dem abartigen Radweg heute - und gestern -
wäre Weiterfahren nicht gut gewesen. Leichtes Ziepen an der rechten Hüfte - also erst einmal Ruhe
und Salbe! Morgen geht es dann über den Pass "Große Scheidegg" (1962 m). Schon ein Stück vor
Erreichen des Hotels stand wieder eins der üblichen Radroute-Schilder: Straße steigt
neunhundertundnochwas Meter auf 10 km. Wie gesagt - morgen.
Nach Duschen, etwas Kleidungswäsche und Trocknen des Zelts folgte eine erste Tagebuch-Session auf
der Restaurantterrasse des Hotels - mit schönem Blick auf den "Oberen Grindelwaldgletscher".
Dann spazierte ich mit einem Eis in der Hand über den Parkplatz zu einem Schild: "Treppenaufgang
Oberer Gletscher: 15 min." OK, 30 Minuten Spazieren waren wohl noch drin. Unterwegs dann das
Erstaunen: Natürlich war mit den 15 Minuten nur der Weg BIS zur Treppe gemeint, und plötzlich
stand ich vor einer riesigen Treppenkonstruktion, die man an den Fels gezimmert hatte. Für 5 SFR
durfte ich dann auf 898 Stufen mein Eis gleich wieder abtrainieren. Aber oben im Kiosk "Gletscherbar"
gab es auch wieder leckere Snacks :-)
Höhe hier: ca. 1400 m (Hotel: 1200). Schöner Blick über Grindelwald und in die Richtung des Tales,
in dem Interlaken liegt. Hinter der "Bar" ging es noch
weiter auf gut ausgezimmerten Wegen zu Aussichtspunkten über/in eine Schlucht und auf den dahinter
liegenden Gletscher. Von dem war aber von hier aus nicht viel zu sehen. Zwei Leute, für deren
Erscheinen im Bild als Größenvergleich ich gerade dankbar gewesen war, schwebten plötzlich durch
die Szene! Sie nutzten ein fest installiertes Drahtseil über die Schlucht, an dem sie sich
mit Hüftgeschirren einklinkten. Von einem jungen,vielleicht spanischen Pärchen war der Mann
davon so fasziniert, dass er 2x über die Absperrung kletterte und an dem Seil wackelte, als wollte
er daran über die Schlucht hangeln...
Zum Abendessen (Salat + Spaghetti Bolognese) hatte ich mich wieder auf "meinem" Platz auf einer
Bank in der Ecke der überdachten Hotelterrasse eingefunden und saß dort auch bei beginnender
Dämmerung noch mit einem Kännchen Wein und lauschte dem Rauschen des nahen Baches.
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